März 2023

Künstliche Intelligenz: Erst kam die Kunst, dann ChatGPT …

Ein Überblick zur Entwicklung von Kunst- und Textgeneratoren und ihr Einsatz in Bildungseinrichtungen (Schule und Universität)

„Male mir ein Bild von einer Kuh mit Hut im Stile von Gustav Klimt!“ Anfangs waren es mehr oder weniger kunstvoll aussehende Bilder, die eine künstliche Intelligenz gemäß einem eingegebenen Text erstellte. Dann ging es schnell weiter: Plötzlich waren wir bei wissenschaftlichen Texten und Programmier-Code angelangt, von einer KI nach kurzen, prägnanten Anweisungen geschrieben – und die Ergebnisse waren wie bei den Bildern nicht immer perfekt, manchmal gar mit groben Fehlern versehen, insgesamt aber durchaus eindrucksvoll. Der Medienbildungshub hat sich die Entwicklung angeschaut und sortiert sie in einer Presseschau aus Medienbildungsperspektive.

Montage aus einem mit KI erzeugtem Bild, dem Symbol für ChatGPT und einen Text, generiert mit Bing/ChatGPT

Montage aus einem mit KI (Stable Diffusion) erzeugtem Bild, dem Symbol für ChatGPT und einen Text, generiert mit Bing/ChatGPT; Montage: Grimme-Institut / Michael Schnell

Vom künstlichen Kunstwerk zum künstlichen Autor

Auf die Frage „Was würdest du zu Leuten sagen, die meinen, dass digitale Kunst keine Kunst ist?“ antwortete der Berliner Künstler Andreas Fischer im Onlinemagazin NeoAvantgarde: „Der Kunstbegriff ist eigentlich vollkommen aufgebrochen. Wenn man sich die zeitgenössische Kunst anschaut, geht es ja gar nicht mehr ums Handwerk. Das Handwerk machen andere. Natürlich gibt es noch Maler und Leute, die das alles selber machen, aber da geht es eigentlich nicht mehr drum. Es geht um das Konzept und die Idee, die dahintersteckt, und nicht, mit welchem Werkzeug das jetzt erzeugt wurde.“[1]

Was aber passiert, wenn Konzept und Idee nur aus den Wörtern und Sätzen bestehen, die wir einem „modernen Werkzeug“, einer künstlichen Intelligenz, mit auf den Weg geben? Und die dann ihre Arbeit u.a. mithilfe der Daten früherer Kunstwerke erledigt?

Können Algorithmen überhaupt Kunstwerke erstellen? Diese Frage stellt sich nicht erst mit den neuesten Errungenschaften zum Thema künstliche Intelligenz. Die Max-Planck-Gesellschaft, zuständig für „Grundlagenforschung in den Natur-, Lebens- und Geisteswissenschaften“, erwähnt in einer Pressemeldung vom 30.09.2022 das erste Kunstwerk, ein Portrait, „das nicht von einem Menschen, sondern selbstständig von einer Maschine erstellt worden sei“, nämlich von einer KI des französischen Künstlerkollektivs Obvious. Das Bild wurde im Herbst 2018 für über 400.000 Dollar versteigert.[2] In demselben Jahr versuchte, laut heise.de, der Chemiker und Physiker Steven Thaler in den USA, ein Copyright für ein Bild zu erhalten, das von einem von ihm erstellten Algorithmus geschaffen worden sei. Die US-Behörde für Copyright lehnte dies ab: Für den rechtlichen Schutz eines Werkes brauche es zwingend einen menschlichen Ursprung mit der Fähigkeit, freie Entscheidungen treffen zu können.[3]

Einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich wurde die Erzeugung von Bildern mittels Algorithmen durch Medienberichte im Juni 2022 über so genannte Text-zu-Bild-Generatoren wie Dall-E des US-amerikanischen Unternehmens OpenAI oder Googles Imagen.[4] Nach und nach wurden einzelne Generatoren für jeden frei zugänglich.[5] Der t3n-Redakteur Brian Rotter hat sich am 11.09.2022 auf dem Markt der Möglichkeiten dieser Technologie umgesehen und stellt einzelne Generatoren vor.[6]

Mit wenigen Klicks, der Eingabe von einigen Worten oder einem Text und speziellen KI-Anwendungen war es nun möglich geworden, in Sekundenschnelle Bilder und Kunstwerke zu erstellen. Einige Werke wurden schon bald Bildagenturen zum Kauf angeboten, doch stellte sich hier die Frage nach dem Urheberrecht: Wer ist überhaupt der Rechteinhaber? Derjenige, der den Text eingibt, oder die Firma hinter dem Algorithmus? „Wie viel menschliche Kreativität steckt in einer Texteingabe?“, fragte Eike Kühl Anfang Oktober 2022 auf ZEIT online.[7]

Zudem war nicht bekannt, welche Bilddatenbanken hinter dem Training der künstlichen Intelligenz stehen. Wie steht es um die in den neuen „Kunstwerken“ verwerteten Bilder und ihren Urheberrechten? Die Bilder stammen laut ZEIT online zumeist aus öffentlich zugänglichen Quellen wie Pinterest, Flickr, DeviantArt, Wikimedia u.a.[8] Und so regten sich in der Kunstwelt schon früh Proteste, weil einige Künstler sowohl Teile ihrer Bilder als auch ihren persönlichen Stil in zahlreichen von künstlicher Intelligenz generierten Werken wiederfinden.[9] Zurecht fragen sie sich, welche Folgen dies auch für ihre Profession haben kann: Bedeuten „kunsterzeugende“ Maschinen das Aus für die herkömmliche Kunstszene und mithin dann auch für den materiellen Lebensunterhalt der Künstler?

Die angesprochenen Problematiken (Was ist Kunst? Was ist Kreativität? Wie geht man mit dem Zugriff auf bestehende Werke um? Welche Folgen hat die künstliche Intelligenz für einzelne Berufe?) betreffen nicht nur die Kunstszene, sondern auch weitere kreative Bereiche: Mittlerweile gibt es MusicLM, eine Google-KI, die Musikstücke nach Textbeschreibung komponiert[10], KI-Software zur Erstellung von Videos und zur Verbesserung von Fotografien sowie KI-Anwendungen zur Texterzeugung: von einfachen News-Meldungen bis hin zu Gedichten, von einer Schulaufgabe bis hin zu wissenschaftlichen Abhandlungen. Derzeit (Stand: Februar 2023) ist v.a. der Text-zu-Text-Generator ChatGPT in den Medien präsent.

Aus dem Blickwinkel der Medienbildung wichtig erscheinen uns v.a. die Themen „Deepfakes“ und „ChatGPT & Co.“, weil diese gerade im Bereich des Erwerbs von Medienkompetenz, insbesondere von Nachrichten- und Informationskompetenzen neue Herausforderungen geschaffen haben. Im Folgenden werden wir uns lediglich mit ChatGPT & Co. befassen, zum Thema Deepfakes finden Sie auf dieser Seite bereits Informationen:

ChatGPT & Co.

Im November 2022 hat das US-amerikanische Unternehmen OpenAI den Chatbot ChatGPT (GPT steht für „Generative Pre-trained Transformer“) veröffentlicht. Und bereits im Folgemonat gab es Stimmen, die von einer Revolution der künstlichen Intelligenz sprachen[11] oder gar behaupteten, dass ChatGPT die Welt verändern würde.[12]

Etwas länger gab es bereits die Möglichkeit, News-Meldungen „maschinell“, also per KI-Software herzustellen, wie der Medienbildungshub in seinem Thema „Neues zum Thema „künstliche Intelligenz“ (März 2021) berichtete.[13] Auch die Akzeptanz von durch KI generierten wissenschaftlichen Texten in der Bevölkerung wurde und wird noch untersucht: Wie glaubwürdig finden Lai*innen die (vermeintlich) durch KI aufbereitete Informationen? Akzeptieren sie diese Art der Wissenschaftskommunikation? Die Untersuchung, die noch bis Juni 2023 läuft, soll die Chancen und Grenzen KI-basierter Wissenschaftskommunikation aufzeigen.[14]

Mit der Veröffentlichung des Bots ChatGPT erreichte die Diskussion um künstliche Intelligenz und Algorithmen allerdings noch einmal eine neue Dimension.

Was ist ChatGPT? Und wie funktioniert das?

Wie oben bereits erwähnt ist ChatGPT ein Text-zu-Text-Generator, ein Sprachmodell wie Alexa, Google Assistant oder Siri, allerdings in Textform: Frage eingeben, Antwort erhalten. Während die Sprachassistenten bei schweren Fragen und Sachverhalten allerdings oftmals gestelzte oder ausweichende Antworten geben, scheint ChatGPT deutlich mehr zu „wissen“. So wie Dall-E das Bild eines Flugzeugs im Stile von van Gogh erstellen kann, so generiert ChatGPT scheinbar mühelos Gedichte im Stil von Eichendorff. Auch programmieren kann der Chatbot: t3n.de berichtete am 17.12.2022 von einem 11-jährigen Jungen, der einen Befehl zur Erstellung eines textbasierten Videospiels eingegeben hatte – das Spiel funktionierte![15] Tatsächlich kann man sich auch Programmiercodes und Auszeichnungssprachen wie HTML (zur Erstellung einer Website) ausgeben lassen und bei fehlerhafter Funktion erfolgreich um Korrektur bitten, wie ein Versuch des c’t-Redakteurs Jan-Keno Janssen in einem c’t3003-Video vom 09.12.2022 auf YouTube zeigte.[16]

Im Themenbereich „Netzwelt“ von BR24 (Online-Angebot des Bayerischen Rundfunks) wurde am 12.12.2022 die Funktion des Chatbots anschaulich erklärt: Er kann die Textsprache verstehen, verarbeiten und sinnvoll interpretieren. Anschließend erzeugt er Antworten, die „in einem sinnvollen Verhältnis zur verstandenen Sprache“ stehen. Dahinter verbirgt sich die Technik eines künstlichen neuronalen Netzwerks, vergleichbar mit den Funktionen eines menschlichen Gehirns. Dieses Netzwerk wird „gefüttert“ und trainiert mit großen Mengen Textdaten, aus denen es Inhalte und auch Merkmale für neue Texte herausfiltert. Und es lernt hinzu: durch neue Texte, auch durch die Bewertung oder Kommentierung der Nutzer*innen.[17]

Eine Besonderheit von ChatGPT bestehe, so Sebastian Schubotz, Chefentwickler des Leipziger KI-Start-ups We-do.ai, in der WirtschaftsWoche (11.12.2022), u.a. darin, dass der Bot den Kontext einer Frage erkennen könne: Folgefragen werden in Zusammenhang mit der Ausgangsfrage gesetzt.[18] Das ist für die Informationen und Antworten Suchenden natürlich eine große Erleichterung gegenüber den „üblichen“ Suchmechanismen im Internet – und inklusive der direkt gelieferten und oftmals auch durchaus vorzeigbaren Texte mit ein Grund, weshalb zum ersten Mal eine Technik tatsächlich eine ernstzunehmende Konkurrenz zum Suchmaschinen-Marktführer darstellen dürfte. „Das könnte so etwas werden wie die Zukunft der Suche“, meint Schubotz dazu. Und offenbar ist auch Google alarmiert: „A New Chat Bot Is a ‚Code Red‘ for Google’s Search Business“ titelte bereits am 21.12.2022 die New York Times.[19] Bedenkt man dabei, dass ChatGPT mitfinanziert wird durch das Unternehmen Microsoft, das den Chatbot in seine Suchmaschine Bing einbauen möchte, ergibt sich ein doch recht großes Konfliktpotenzial.

Tipps zum Erstellen guter Texte

Stefan Mey hat (witzigerweise zusammen mit dem Chatbot ChatGPT) auf der Website der österreichischen Tageszeitung „Der Standard“ ein paar Tipps zusammengestellt, mit denen ChatGPT bessere und außergewöhnliche Texte erstellen kann. Wichtig sei hierbei der richtige Einsatz der sogenannten Prompts: Das sind die Anweisungen oder Vorgaben, die man dem Chatbot schreibt. Möglichst präzise sollten sie sein, aber auch mit viel Kontext angereichert werden. Ungewöhnliche Aufforderungen erzeugen zudem ungewöhnliche Texte, die sich von anderen abheben.[20]

ChatGPT und Co.: Urheberfragen und Vertrauenswürdigkeit der Texte

Wer ChatGPT für mehr nutzen möchte als zur eigenen schnellen Information, sollte sich fragen: Wie steht es bei den ausgelieferten Texten eigentlich um das Urheberrecht? Sind die Texte vertrauenswürdig, stimmen die Inhalte? Und wie können Lehrkräfte und Universitäten mit der Nutzung von solchen Bots durch die Schüler*innen und Student*innen umgehen?

Das Urheberrecht

Eins vorweg: Ein durch ChatGPT oder eine andere künstliche Intelligenz erstellter Text kann nach Einschätzung von Experten kein Urheberrecht erhalten, auch nicht die Programmierer solcher Software. Zudem kann auf einen Schreibstil ebenso wenig wie auf einen Malerei-Stil ein Copyright angemeldet werden.[21] Der Hersteller von ChatGPT selbst, OpenAI, macht keine Rechte gegenüber den Nutzer*innen des Bots geltend.[22]

Wie bei den Bildern und „Kunstwerken“ stellt sich jedoch auch bei den generierten Texten des Chatbots die Frage: Von wem stammt eigentlich der Inhalt? Wer hat ursprünglich Zeit, Mühe und Kosten aufgewendet, diese Inhalte zu erstellen, mit deren Hilfe eine künstliche Intelligenz, Algorithmen und ein künstliches neuronales Netzwerk (scheinbar?) neue Texte erschaffen?
Es wird im Einzelfall schwer sein nachzuweisen, dass ein durch ChatGPT erzeugter Text tatsächlich einen bestimmten Inhalt von einer bestimmten Quelle wiedergibt – außer wenn ChatGPT eine Wort-für-Wort-Übernahme oder eine fast-identische Version ausgibt. In diesem Fall könnten laut Urheberrecht.de „Texte von ChatGPT als Plagiate gewertet werden“. Wer diesen Text dann unter eigenem Namen veröffentlicht, „begeht eine Verletzung des Urheberrechts“.[23]

Laut OpenAI wurde bei der Programmierung bzw. beim Training von ChatGPT darauf geachtet, dass nur frei zugängliche Daten genutzt wurden. Allerdings dürfen auch solche Quellen nicht grundsätzlich kopiert werden. Wie Stefan Krempl auf golem.de vermerkt, werden zudem „in der Regel geschützte Presseveröffentlichungen“ von OpenAI genutzt und auch eine Zusammenfassung „kostenpflichtig abrufbare[r] Artikel etwa aus der New York Times“ liefere der Bot. Verschiedene Verlage verlangen daher eine Anpassung des Urheber- und Leistungsschutzrechts.[24]

Vertrauenswürdigkeit der generierten Texte

Schon recht bald nach der Veröffentlichung von ChatGPT konnten auch kritische und skeptische Stimmen vernommen werden. Am 12.12.2022 schrieb Rainald Menge-Sonnentag, leitender Redakteur bei heise Developer und iX, dass der Bot eben „nur“ ein Sprachmodell sei und mit einer hypothetischen „starken“ oder allgemeinen KI nicht viel zu tun habe: „(…) sein Wissen stammt ebenso aus den Trainingsdaten wie seine Einstellung. Wenn das von Menschen erzeugte oder bereitgestellte Material Wissenslücken aufweist oder Vorurteile verstärkt, übernimmt ein ungefiltertes Modell diese Vorlagen.“[25] Hinzu kommt, dass ChatGPT wie andere Sprachmodelle oftmals nicht zugibt, etwas nicht zu wissen – stattdessen werden „Fakten“ erfunden und genauso vermittelt: als Fakten, ggf. sogar mit erfundenen Belegen.

Und gerade deshalb sollte mit ChatGPT und Co. vorsichtig umgegangen werden. Obligatorisch sollte das Prüfen der Aussagen bleiben, das Einholen weiterer Quellen für einzelne Informationen. Und das ist deutlich schwieriger als bei einem wissenschaftlichen Artikel, der zur Begründung seine Quellen nennt – ChatGPT bietet das meist nicht an.

ChatGPT in und für die Schule: Konstruktiv nutzen oder verbieten?

So manche Lehrkraft wusste noch nichts oder kaum etwas von ChatGPT, als schon erste Schüler*innen versuchten, ihre Hausaufgaben von dem Bot machen zu lassen. Schon im Dezember 2022, also ein paar Wochen nach der Veröffentlichung, wurde das Thema der „künstlichen“ Erstellung von Hausaufgaben und wissenschaftlichen Texten breiter in den Medien besprochen. So berichtete Spiegel online von der Möglichkeit, dass ChatGPT Hausaufgaben von Schüler*innen erledigen könne.[26] Nach und nach erschienen weitere Artikel zum Thema. Stefan Malter ließ den Chatbot selbst die Frage beantworten, wie der Bot im Unterricht eingesetzt werden kann: ChatGPT könne Aufgaben stellen und die Lösungen der Schüler*innen auf Richtigkeit überprüfen, die Schüler*innen könnten mit dem Bot über einzelne Themen „diskutieren“. Doch der Bot weist auch auf die Gefahren hin, z.B. dass die jungen Leute nicht mehr selbst nachdenken. Aufgabe der Lehrkräfte sei es daher, darauf zu achten, dass die KI eher unterstützen solle anstatt das Lernen zu ersetzen.[27]

Gregor Schmalzried berichtete am 30.12.2022 auf den „Netzwelt“-Seiten des Bayerischen Rundfunks von Schüler*innen und Student*innen, „die Hausarbeiten und Essays mit künstlicher Intelligenz schreiben lassen – und damit durchkommen“. Denn: Die automatisch erstellten Texte sind kaum als solche zu erkennen.[28] Zudem lassen sich Texte auch nicht reproduzieren: Stellt man mehrfach hintereinander dieselbe Frage, erhält man trotzdem unterschiedliche Antworten. Eine Lehrkraft kann also nicht mit einer ähnlichen Ausgangsfrage dasselbe oder zumindest ein sehr ähnliches Ergebnis erhalten und dem Schüler oder der Schülerin so die Nutzung von ChatGPT nachweisen.[29] Aber: Gleiche Beispiele und Argumentationen oder ein ähnlicher inhaltlicher Aufbau in schriftlichen Hausaufgaben von verschiedenen Schüler*innen können der Lehrkraft durchaus Hinweise liefern, dass diese aus derselben Quelle stammen.[30]

Ein schlichtes Verbot der Nutzung solcher Bots in der Schule und für die Hausaufgaben ist kaum zielführend. Auf Tagesschau.de wird eine Schule vorgestellt, die sich schon früh der neuen Herausforderung gestellt hat – unter der Prämisse, dass sich digitale Innovationen in der Schülerschaft ohnehin verbreiten. Eine Lehrerin sieht das Erziehungsziel daher auch eher darin, dass die Schüler*innen kritisch, aber konstruktiv damit umzugehen lernen sollten.[31] Wie das im Einzelnen aussehen kann, zeigen einige Beiträge, auf die im nächsten Abschnitt (Linktipps zum Einsatz von ChatGPT im Schulunterricht) verlinkt wird.

Da ChatGPT selbst wissenschaftliche bzw. wissenschaftlich anmutende Texte erstellen kann, sind auch Hochschulen alarmiert. Piotr Heller berichtete am 22.12.2022 auf den Seiten von Deutschlandfunk Kultur von einem anonymen Student oder einer anonymen Studentin, der/die auf bessere Benotungen verweist, seitdem er/sie ChatGPT für sich schreiben lasse. Und so werde an Universitäten über neue Prüfungsformate nachgedacht bzw. über eine bewusste Zulassung solcher Chatbots nachgedacht, sofern dies in den schriftlichen Arbeiten offen von den Student*innen angemerkt würde.[32] Laut Doris Weßels, Professorin an der Fachhochschule Kiel und Mitbegründerin und Leiterin des „Virtuellen Kompetenzzentrums Schreiben lehren und lernen mit KI“, braucht es Transparenz: „Sie könnte sich beispielsweise vorstellen, dass anders als bisher nicht nur die fertige Arbeit, sondern auch der Entstehungsprozess bewertet wird.“ Robert Lepenies, Hochschulpräsident der Universität Karlsruhe, kann sich eine Verwendung von KI auch in Klausuren vorstellen, sofern zusätzliche Reflexionsfragen gestellt werden.[33]

Um eine gewisse Einheitlichkeit beim Umgang der Lehrkräfte, Schulen und Universitäten mit ChatGPT und Co. zu erreichen, hat das Schulministerium NRW am 23.02.2023 einen Leitfaden zum Thema herausgegeben.[34]

Linktipps zum Einsatz von ChatGPT im Schulunterricht

  • Saferinternet.at
    Schule und KI – passt das zusammen? Wie kann man ChatGPT und Informationskompetenz aktiv in den Unterricht einbauen? Die Initiative saferinternet.at hat das Wichtigste zum Thema zusammengefasst.
    zur Seite von Saferinternet.at (vom 12.01.2023, abgerufen am 01.03.2023)
  • eBildungslabor
    Die Pädagogin Nele Hirsch zeigt in ihrem Blog „eBildungslabor“ auf, wie ChatGPT sinnvoll im Unterricht eingesetzt werden kann, z.B. indem die Schüler*innen durch den Bot einen Text erstellen lassen, um diesen dann zu interpretieren und zu bewerten.
    zum eBildungslabor (vom 06.01.2023, abgerufen am 01.03.2023)
  • Taskcard: ChatGPT – Allgemeine Infos und Bezug zum Bildungsbereich
    Der Medienpädagoge Tim Schaub von der „Berufsbildenden Schule 1“ in Mainz hat eine hilfreiche Taskcard (digitale Pinnwand) zum Thema erstellt mit grundlegenden Texten zu ChatGPT und ChatGPT in der Bildung, auch zum Einsatz in der Schule, mit Beiträgen zum Anhören und Ansehen und mehr.
    zur Taskcard von Tim Schaub (abgerufen am 01.03.2023)
  • Taskcard: ChatGPT im Unterricht
    Eine ähnliche Sammlung hat die Gymnasiallehrerin und medienpädagogische Beraterin digitale Bildung in Bayern, Cornelia Stenschke, zusammengestellt.
    zur Taskcard von Cornelia Stenschke (Ladezeit etwas länger; abgerufen am 01.03.2023)

Verweise

[1] Neoavantgarde.de: Interview mit Andreas Fischer: Wie Digitalisierung den klassischen Kunstbegriff aufbricht. Online unter: https://neoavantgarde.de/interview-mit-andreas-fischer/ (abgerufen am 01.03.2023).

[2] Max-Planck-Gesellschaft: Wenn künstliche Intelligenz Kunst schafft. Online auf den Seiten der Gesellschaft unter: https://www.mpg.de/15453902/0929-bild-134137-kuenstliche-intelligenz-in-der-kunst-einfaches-werkzeug-oder-kreatives-genie (abgerufen am 01.03.2023).

[3] Daniel AJ Sokolov: Kein Copyright für Kunst aus Künstlicher Intelligenz. Online auf den Seiten von heise.de unter: https://www.heise.de/news/Kein-Copyright-fuer-Kunst-aus-Kuenstlicher-Intelligenz-6514322.html (vom 22.02.2022, abgerufen am 01.03.2023).

[4] Siehe z.B. Dirk Jacquemien: Maschinelle Malerei. Kann künstliche Intelligenz Kunst? Online auf den Seiten von bluewin.de unter: https://www.bluewin.ch/de/digital/kann-eine-kuenstliche-intelligenz-kunst-1205707.html (vom 07.05.2022, abgerufen am 01.03.2023) und Jörg Breithut: Künstliche Intelligenz. Die Text-zu-Quatsch-Generatoren. Online auf den Seiten von Spiegel online unter: https://www.spiegel.de/netzwelt/gadgets/dall-e-2-und-google-imagen-die-text-zu-quatsch-generatoren-a-9caeeb86-7980-4064-b6be-a10020b56786 (vom 18.06.2022, abgerufen am 01.03.2023).

[5] Ludwig-Maximilians-Universität München: Revolution in der Bildgenerierung durch KI: Wunschbild per Texteingabe. Pressemitteilung vom 01.09.2022 online auf den Seiten der LMU unter: https://www.lmu.de/de/die-lmu/struktur/zentrale-universitaetsverwaltung/kommunikation-und-presse/press-room/pressemitteilung/revolution-in-der-bildgenerierung-durch-ki-wunschbild-per-texteingabe-2.html (abgerufen am 01.03.2023) und Spiegel online: Künstliche Intelligenz Bildgenerator DALL-E 2 ist jetzt offen für alle. Online unter: https://www.spiegel.de/netzwelt/web/dall-e-2-text-zu-bildgenerator-ist-jetzt-offen-fuer-alle-a-8c9f3da6-e7fa-4189-9ec7-6c5b891cb3ee (vom 29.09.2022, abgerufen am 01.03.2023).

[6] Brian Rotter: Von Dall-E bis Midjourney: Diese Text-zu-Bild-KI erobern das Netz. Online auf den Seiten von t3n.de unter: https://t3n.de/news/dall-e-midjourney-diese-erobern-1497260/ (vom 11.09.2022, abgerufen am 01.03.2023).

[7] Eike Kühl: KI-Bildgeneratoren. Die Grenzen der Schöpfung. Online auf den Seiten von ZEIT online unter: https://www.zeit.de/digital/internet/2022-09/ki-bildgenerator-dall-e-stable-diffusion-urheberrecht (vom 03.10.2022, abgerufen am 01.03.2023, mittlerweile kostenpflichtig).

[8] Ebd.

[9] Melissa Heikkilä: Wie sich Künstler gegen die Nutzung ihrer Bilder als KI-Vorlagen wehren. Online auf den Seiten von heise.de unter: https://www.heise.de/hintergrund/Wie-sich-Kuenstler-gegen-die-Nutzung-ihrer-Bilder-als-KI-Vorlagen-wehren-7306494.html (vom 13.10.2022, abgerufen am 01.03.2023).

[10] Siehe hierzu beispielsweise: Jörn Brien: MusicLM: Neue Google-KI erzeugt ganze Musikstücke auf Zuruf. Online auf den Seiten von t3n.de unter: https://t3n.de/news/musiclm-google-musik-ki-erste-einblicke-1530956/ (vom 01.02.2023, abgerufen am 01.03.2023), Stefan Krempl: DALL-E für Songs: Google-KI MusicLM komponiert Stücke nach Textbeschreibung. Online auf den Seiten von heise.de unter: https://www.heise.de/news/DALL-E-fuer-Songs-Google-KI-MusicLM-komponiert-Stuecke-nach-Textbeschreibung-7474302.html (vom 29.01.2023, abgerufen am 01.03.2023) und (für den Bereich der Klassik) Katharina Wilhelm und Susanna Felix: Was kann die neue Software MusicLM? Online auf den Seiten von BR Klassik unter: https://www.br-klassik.de/aktuell/news-kritik/ki-kuenstliche-intelligenz-app-komposition-100.html (vom 13.02.2023, abgerufen am 01.03.2023).

[11] Siehe Rainald Menge-Sonnentag: Kommentar: ChatGPT – keine Intelligenz, keine Panik! Online auf den Seiten von heise.de unter: https://www.heise.de/meinung/Kommentar-zu-ChatGPT-Keine-Intelligenz-keine-Panik-7392906.html (vom 13.12.2022, abgerufen am 01.03.2023).

[12] Jan-Keno Janssen: c’t 3003: Warum ChatGPT die Welt verändern wird. Online auf den Seiten von heise.de unter: https://www.heise.de/news/c-t-3003-Warum-ChatGPT-die-Welt-veraendern-wird-7372261.html (vom 09.12.2022, abgerufen am 01.03.2023); ähnlich äußerte sich Dr. Hans Brandt-Pook von der FH Bielefeld in: André Best: Interview mit Dr. Hans Brandt-Pook (FH Bielefeld) – „ChatGPT wird die Welt radikal verändern“. Online auf den Seiten des Westfalen-Blatts unter: https://www.westfalen-blatt.de/owl/bielefeld/chatgpt-wird-die-welt-radikal-verandern-2702215?pid=true (vom 07.02.2023, abgerufen am 23.02.2023; kostenpflichtiger Artikel).

[13] Siehe auch MDR.de: In Bildern erklärt: Was bedeutet Künstliche Intelligenz? Online unter: https://www.mdr.de/medien360g/medienwissen/animation-ki-journalismus-medien-102.html (vom 03.02.2022, abgerufen am abgerufen am 23.02.2023).

[14] Sabrina Schröder: Interview mit der Psychologin Angelica Lermann Henestrosa: „Ich sehe ein großes Potenzial für die automatisierte Textgenerierung in der Wissenschaftskommunikation“. Online auf den Seiten von wissenschaftskommunikation.de unter: https://www.wissenschaftskommunikation.de/ich-sehe-ein-grosses-potenzial-fuer-die-automatisierte-textgenerierung-in-der-wissenschaftskommunikation-57551/ (vom 02.05.2022, abgerufen am abgerufen am 23.02.2023).

[15] Raimund Schesswendter: ChatGPT: 11-Jähriger beauftragt Videospiel bei KI – und geht viral. Online auf den Seiten von t3n.de unter: https://t3n.de/news/chatgpt-videospie-von-text-ki-erstellt-viral-hype-1520550/ (vom 17.12.2022, abgerufen am abgerufen am 23.02.2023).

[16] Jan-Keno Janssen: c’t 3003: Warum ChatGPT die Welt verändern wird. Online auf den Seiten von heise.de unter: https://www.heise.de/news/c-t-3003-Warum-ChatGPT-die-Welt-veraendern-wird-7372261.html (vom 09.12.2022, abgerufen am 23.02.2023) mit YouTube-Video (https://www.youtube.com/watch?v=YkhdP9ZYi3s).

[17] Wolfgang Zehentmeier: Faszinierende Dialoge: Welche Technik steckt hinter GPT-Chat? Online auf den Seiten des Bayerischen Rundfunks unter: https://www.br.de/nachrichten/netzwelt/welche-technik-steckt-hinter-gpt-chat-faszinierende-dialoge,TPhWbMp (vom 12.12.2022, abgerufen am 23.02.2023).

[18] Michael Kroker: Die Gründe für den Hype um ChatGPT. Online auf den Seiten der WirtschaftsWoche unter: https://www.wiwo.de/technologie/digitale-welt/kuenstliche-intelligenz-die-gruende-fuer-den-hype-um-chatgpt/28858612.html (vom 11.12.2022, abgerufen am 23.02.2023).

[19] The New York Times: A New Chat Bot Is a ‘Code Red’ for Google’s Search Business. Online unter: https://www.nytimes.com/2022/12/21/technology/ai-chatgpt-google-search.html (vom 21.12.2022, abgerufen am 23.02.2022; Artikel kostenpflichtig). Siehe dazu u.a.: Witold Pryjda: ChatGPT: Neuer mächtiger Chatbot löst bei Google „roten Alarm“ aus. Online auf den Seiten von winfuture.de unter: https://winfuture.de/news,133721.html (vom 27.12.2022, abgerufen am 23.02.2022).

[20] Stefan Mey und Chat GPT: Chat GPT: Mit diesen Tipps schreibt die künstliche Intelligenz bessere Texte. Online auf den Seiten der Zeitschrift „Der Standard“ unter: https://www.derstandard.de/story/2000142293035/chat-gpt-mit-diesen-tipps-schreibt-die-kuenstliche-intelligenz-bessere (vom 05.01.2023, abgerufen am 23.02.2022).

[21] Siehe dazu: Urheberrecht.de: ChatGPT fordert das Urheberrecht heraus: Brisante Fragen zum Copyright. Online unter: https://www.urheberrecht.de/chatgpt-fordert-das-urheberrecht-heraus-brisante-fragen-zum-copyright/ (vom 08.02.2023, abgerufen am 23.02.2022) und Roman Heidinger: Wem gehört das Werk von ChatGPT? Gastbeitrag auf den Seiten des österreichischen Standard unter: https://www.derstandard.de/story/2000143745250/wem-gehoert-das-werk-von-chatgpt (vom 20.02.2023, abgerufen am 23.02.2022).

[22] Roman Heidinger: Wem gehört das Werk von ChatGPT? Gastbeitrag auf den Seiten des österreichischen Standard unter: https://www.derstandard.de/story/2000143745250/wem-gehoert-das-werk-von-chatgpt (vom 20.02.2023, abgerufen am 23.02.2022).

[23] Urheberrecht.de: ChatGPT fordert das Urheberrecht heraus: Brisante Fragen zum Copyright. Online unter: https://www.urheberrecht.de/chatgpt-fordert-das-urheberrecht-heraus-brisante-fragen-zum-copyright/ (vom 08.02.2023, abgerufen am 23.02.2022).

[24] Stefan Krempl: ChatGPT und Urheberrecht: Verlage erhalten Abfuhr aus der Politik. Online auf den Seiten von golem.de unter: https://www.golem.de/news/chatgpt-und-urheberrecht-verlage-erhalten-abfuhr-aus-der-politik-2302-172094.html (vom 23.02.2023, abgerufen am 23.02.2022).

[25] Rainald Menge-Sonnentag: Kommentar: ChatGPT – keine Intelligenz, keine Panik! Online auf den Seiten von heise.de unter: https://www.heise.de/meinung/Kommentar-zu-ChatGPT-Keine-Intelligenz-keine-Panik-7392906.html (vom 13.12.2023, abgerufen am 23.02.2022). Siehe dazu auch: Gregor Schmalzried: Kann künstliche Intelligenz gute Hausarbeiten schreiben? Online auf den Seiten des Bayerischen Rundfunks unter: https://www.br.de/nachrichten/netzwelt/kann-kuenstliche-intelligenz-gute-hausarbeiten-schreiben,TRUdz4X (vom 30.12.2023, abgerufen am 23.02.2022).

[26] Patrick Beuth: Euphorie um ChatGPT: Wie gut ist der weltbeste Chatbot wirklich? Online auf den Seiten von Spiegel online unter: https://www.spiegel.de/netzwelt/web/chatgpt-wie-gut-ist-der-weltbeste-chatbot-wirklich-a-91cc9d19-5415-47e4-98c8-d6f878023269 (vom 07.12.2022, abgerufen am 01.03.2023).

[27] Stefan Malter: ChatGPT: Künstliche Intelligenz in Schule & Unterricht. Online auf seiner Website unter: https://www.malter365.de/apps/chatgpt/ (vom 17.12.2022, abgerufen am 01.03.2023).

[28] Gregor Schmalzried: Kann künstliche Intelligenz gute Hausarbeiten schreiben? Online auf den Seiten des Bayerischen Rundfunks unter: https://www.br.de/nachrichten/netzwelt/kann-kuenstliche-intelligenz-gute-hausarbeiten-schreiben,TRUdz4X (vom 30.12.2022, abgerufen am 01.03.2023).

[29] Martin Hollend: Forschung: ChatGPT bereits als Co-Autor mehrerer Fachartikel genannt. Online auf den Seiten von heise.de unter: https://www.heise.de/news/Forschung-ChatGPT-bereits-als-Co-Autor-mehrerer-Fachartikel-genannt-7464363.html (vom 19.01.2023, abgerufen am 01.03.2023).

[30] Sophia Khatsenkova: #thecube: ChatGPT erobert die Tech-Welt. Online auf den Seiten von yahoo.com unter: https://de.style.yahoo.com/thecube-chatgpt-erobert-tech-welt-184703041.html (vom 18.01.2023, abgerufen am 01.03.2023).

[31] Christian Kretschmer: Wenn der Chatbot den Aufsatz schreibt. Online auf den Seiten der Tagesschau unter: https://www.tagesschau.de/wissen/technologie/chatgpt-schulen-hausaufgaben-101.html (vom 30.01.2023, abgerufen am 02.03.2023).

[32] Piotr Heller: Sprachprogramm ChatGPT: Die Uni-Hausarbeit hat ausgedient. Online auf den Seiten von Deutschlandfunk Kultur unter: https://www.deutschlandfunkkultur.de/ki-chatgpt-sprachprogramm-hochschulen-100.html (vom 22.12.2022, abgerufen am 01.03.2023).

[33] Elisabeth Urban: Hausarbeit per Knopfdruck? Chat-GPT sorgt für Diskussionen an Unis. Online auf den Seiten von t3n.de unter: https://t3n.de/news/chatgpt-hausarbeit-universitaet-generative-ki-1523989/ (vom 02.01.2023, abgerufen am 01.03.2023).

[34] Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen: Textgenerierende KI. Online unter: https://www.schulministerium.nrw/textgenerierende-ki (abgerufen am 01.03.2023).