März 2021

Neues zum Thema „künstliche Intelligenz“

Eine Art Tinder bei der Personalauswahl, Roboterjournalismus, Ahnenbilder, die sich bewegen, und Fake-Videos – der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) im Alltag ist vielfältig. Der Medienbildungshub des Grimme-Instituts hat aktuelle Diskussionen aus der Presse zusammengetragen.

Kopf eines Jungen mit Computerdaten anstelle des Gehirns.

Binärcode im Kopf; Bild: Grimme-Institut / Michael Schnell

KI – eine kurze Einführung

Wenn in den Medien von künstlicher Intelligenz (KI) die Rede ist, dann geht es zumeist um einen neuen Science-Fiction-Film oder -Roman oder um die sogenannte „schwache KI“. Schwache KI bedeutet: Ein intelligentes Verhalten wird „nur“ imitiert. Es wird eine Vielzahl an Daten eingegeben, aus denen ein programmierter (also auch vorgegebener) Algorithmus ein Ergebnis ermittelt. Ein einfaches Beispiel: Man speist den Computer mit einer Vielzahl an Bildern unterschiedlichster Baumblätter. Der Computer kategorisiert diese nach bestimmten (programmierten) Vorgaben – das ist die „Klassifizierung“ – bzw. erstellt selbst einzelne Cluster und ordnet die einzelnen Blätter diesen zu. Gibt man nun das Bild eines dem Computer bislang unbekannten Blattes hinzu, versucht er dieses möglichst zutreffend einzuordnen. Hat die Software dies nicht zufriedenstellend gelöst, werden die Algorithmen angepasst – sozusagen „trainiert“. Navigationssysteme und Sprachassistenten sind weitere Beispiele für eine schwache KI.

Dass der Computer nach mehr oder weniger vorgegebenen Bedingungen „selbständig“ Arbeiten vornimmt und auch nach gewissen Kriterien „selbst entscheidet“, ist schon eine große Errungenschaft – und auch für viele Produktionsvorgänge in der Arbeitswelt nützlich. Künstliche Intelligenz im eigentlichen Sinne ist dies aber nicht. Die „starke KI“ wäre eine Intelligenz im menschlichen Sinne oder dem Menschen ebenbürtig: Sie könnte planen und lernen, logisch denken, reflektieren, was sie zuvor getan und gedacht hat, in Zweifelsfällen Entscheidungen treffen, kreativ Lösungen entwickeln, die zunächst einmal nichts mit den vorhandenen Informationen zu tun haben, und mit all diesen Fähigkeiten auch ein übergeordnetes Ziel verfolgen. Die Konjunktive „wäre“ und „könnte“ wurden deshalb gewählt, weil es eine solche Intelligenz noch nicht gibt – in Zukunft aber, nach Meinung vieler Forscher, geben kann.[1]

Viel Geld für das Zukunftsmodell „künstliche Intelligenz“?

„KI ist eine der großen Schlüsseltechnologien der Zukunft und wird unser Leben prägen. Nur wenn wir hier am Ball bleiben, werden wir unsere Wettbewerbsfähigkeit langfristig sichern. Wir müssen in Deutschland selbst in der Lage sein, Schlüsseltechnologien zu verstehen, herzustellen und weiterzuentwickeln.“[2]

133 Millionen EUR sollen, so Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) weiter in einer Pressemitteilung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung vom 25.02.2021, den Hochschulen zur Förderung von künstlicher Intelligenz in der Hochschulbildung zur Verfügung gestellt werden: einerseits für Studienangebote und damit zur Ausbildung von Fachkräften in diesem Bereich, andererseits für die Verbesserung der Lehre in den Hochschulen mit Blick auf die Individualisierung von Lehr- und Lernprozessen.

Diese Förderung hatte sich schon länger abgezeichnet. Der Tagesspiegel berichtete bereits im November 2020 von den Plänen des Ministeriums, die sich ausdrücklich gegen einen Digitalpakt für die Universitäten richteten: „Es gebe bereits die milliardenschweren Hochschulpakte von Bund und Ländern, hieß es aus Karliczeks Bundesbildungsministerium, die grundlegende Computerausstattung der Hochschulen sei Aufgabe der Länder.“ Deutlich effektiver und zukunftstauglicher sei die Förderung eines Programms von Bund und Ländern für die künstliche Intelligenz.[3]

Ebenfalls im November angekündigt wurde eine Initiative des Ministeriums, die 50 KI-Trainer in Unternehmen senden möchte, um diesen die Berührungsängste vor der künstlichen Intelligenz zu nehmen.[4]

Dies und die angesprochene „Verbesserung der Lehre in den Hochschulen“ zeigen an, dass es vornehmlich um die schwache KI geht – mit ihrer Möglichkeit, Prozesse zu automatisieren und (in Unternehmen) auch Arbeitszeit und Geld zu sparen. Und auch wenn das Schweizer Nachrichtenportal watson in der Subline zu einem Artikel und Interview mit drei Gründungsmitgliedern eines KI-Start-Ups ansagt, dass der Durchbruch der künstlichen Intelligenz kurz bevorstehe, wird dies von einem der Gründer relativiert:

„Wir haben ein Niveau erreicht, auf dem die KI zwar noch nicht mit menschlicher Intelligenz zu vergleichen ist, aber wir haben nun Optionen in vielen Bereichen der Wirtschaft. Mit KI kann man nicht mehr nur forschen, man kann damit auch Geld verdienen.“[5]

Auf die Frage nach dem Ziel der KI, einen künstlichen Menschen zu erschaffen, erklärt er weiter:

„Wir sollten dies gar nicht erst versuchen. Der Zweck der KI liegt darin, Prozesse zu automatisieren. Wir wollen, dass Maschinen Arbeiten erledigen, die wir Menschen nicht machen wollen oder können, und uns so das Leben leichter machen.“[6]

Es darf gespannt beobachtet werden, inwieweit die fünf KI-Kompetenzzentren in Berlin, Tübingen, München, Dortmund/Sankt Augustin und Dresden/Leipzig, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mitfinanziert werden, auch in den Bereich der starken KI vordringen werden bzw. erörtern, inwieweit die bisherigen Ergebnisse zur Entwicklung derselben beitragen können.[7] Golo Roden, der Verfasser der beiden in Fußnote 1 zitierten heise-Developer-Artikel, sieht die starke KI noch immer in weiter Ferne und folgert:

„All die modernen KI-Entwicklungen der vergangenen zehn Jahre sind einerseits beeindruckend, andererseits aber nicht das, was sie vorgeben zu sein, da sie eben primär der gestiegenen Rechenleistung geschuldet sind. Es bleibt abzuwarten, wie lange das noch funktioniert, und wann der zweite KI-Winter einsetzt. Dass er kommen wird, steht fest – die Frage ist nur, wann.“[8]

Klar ist hingegen: Die schwache KI hat sich bereits im persönlichen Alltag und in vielen Arbeitsprozessen von Unternehmen, auch im Bereich Medien und Journalismus, Eingang verschafft und ist dort auch produktiv und zukunftsträchtig. Anhand aktueller Berichte aus der Presse wird dies nachfolgend besprochen.

Die einzelnen Themen

KI und Journalismus

Zeitungen vor Monitor mit News-Seite

Künstliche Intelligenz ist bereits Alltag in vielen Nachrichtenredaktionen, mit zum Teil unterschiedlichen Einsatzgebieten. Es gibt aber auch viele Vorbehalte zum Einsatz solcher Techniken.

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Fake Fotos und Videos

Notizblock

“Das ist doch niemals so passiert! – Oder doch?” Mit künstlicher Intelligenz können täuschend echt wirkende Videoszenen erstellt werden, die es so niemals gegeben hat. Das kann harmlos sein, aber auch schlimme Folgen haben.

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KI und Persönlichkeit

Lebenslauf per App bewerten

Künstliche Intelligenz wird zunehmend auch bei der Suche nach bzw. Vermittlung von qualifizierten Arbeitskräften verwendet. Kann KI den Charakter oder die Persönlichkeit richtig einschätzen?

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Verweise

[1] Für diese einleitenden Informationen wurden vornehmlich folgende Quellen zu Rate gezogen: Golo Roden: Grundbegriffe der künstlichen Intelligenz. Online bei heise.de unter: https://www.heise.de/developer/artikel/Grundbegriffe-der-kuenstlichen-Intelligenz-5054503.html (vom 15.02.2021, abgerufen am 09.03.2021) und die dort eingebetteten Videos des YouTube-Kanals „the native web GmbH““: Was ist künstliche Intelligenz? (https://www.youtube.com/watch?v=GTd-qpPJDg0 vom 08.02.2021, abgerufen am 09.03.2021) und: Wichtige Grundbegriffe der KI (https://www.youtube.com/watch?v=B-ezbz98hZk vom 09.02.2021, abgerufen am 09.03.2021); Kevin Raetz: Künstliche Intelligenz – stark oder schwach? Auf den Seiten der Stiftung Niedersachsen für Kunst, Kultur, Wissenschaft und Bildung unter: https://www.link-niedersachsen.de/blog/blog_technik_wissenschaft/kuenstliche_intelligenz_stark_oder_schwach (vom 01.09.2019, abgerufen am 09.03.2021); Julian Moeser: Starke KI, schwache KI – Was kann künstliche Intelligenz? Auf den Seiten von jaai.de unter: https://jaai.de/starke-ki-schwache-ki-was-kann-kuenstliche-intelligenz-261/ (vom 27. September 2018, abgerufen am 09.03.2021); Günther Görz und Ipke Wachsmuth: Einleitung, in: Günther Görz und Josef Schneeberger: Handbuch der künstlichen Intelligenz. 2010, Einleitung, S. 2 ff., bei Google Books unter: https://books.google.de/books?id=W9ToBQAAQBAJ&lpg=PA5&ots=WK1gmWKWQz&dq=k%C3%BCnstliche%20intelligenz%20stark%20lernen%20planen&lr&hl=de&pg=PA4#v=onepage&q&f=false.

[2] Bundesministerium für Bildung und Forschung: Pressemitteilung 036/2021 „Karliczek: „Künstliche Intelligenz ist eine Schlüsseltechnologie der Zukunft“, online auf den Seiten des Ministeriums unter: https://www.bmbf.de/de/karliczek-kuenstliche-intelligenz-ist-eine-schluesseltechnologie-der-zukunft-13857.html (vom 25.02.2021, abgerufen am 09.03.2021)

[3] Jan-Martin Wiarda: Künstliche Intelligenz statt Digitalpakt für die Unis. Online auf den Seiten des Tagesspiegels unter: https://www.tagesspiegel.de/wissen/streit-um-foerderung-der-online-lehre-kuenstliche-intelligenz-statt-digitalpakt-fuer-die-unis/26591240.html (vom 05.11.2020, abgerufen am 09.03.2021)

[4] Sonja Álvarez: „Dr. Sommer“ für KMU: Wie die Regierung über KI aufklären will. Online auf den Seiten der Wirtschaftswoche unter: https://www.wiwo.de/politik/deutschland/kuenstliche-intelligenz-dr-sommer-fuer-kmu-wie-die-regierung-ueber-ki-aufklaeren-will/26653402.html (vom 24.11.2020, abgerufen am 09.03.2021)

[5] Philipp Löpfe: „Wir haben mit der künstlichen Intelligenz grosse Fortschritte erzielt“. Auf der Website watson.ch unter: https://www.watson.ch/wirtschaft/digital/348440812-wir-haben-mit-der-kuenstlichen-intelligenz-grosse-fortschritte-erzielt (vom 07.03.2021, abgerufen am 09.03.2021)

[6] Ebd.

[7] Eine Auflistung der Themenschwerpunkte der einzelnen Zentren findet sich auf dieser Website des Bundesministeriums: https://www.softwaresysteme.pt-dlr.de/de/ki-kompetenzzentren.php

[8] Golo Roden: Grundbegriffe der künstlichen Intelligenz. Online bei heise.de unter: https://www.heise.de/developer/artikel/Algorithmen-fuer-kuenstliche-Intelligenz-5057766.html (vom 22.02.2021, abgerufen am 09.03.2021)